| 0 | | | Datum: | | 1793, Sept. 16 📆 1793-09-16 | | Ort: | | Göttingen | | Inhalt: | | Blumenbach verfasst ein Albumblatt für einen nicht identifizierten „Vetter“ (August Heinrich Franz Buddeus?). | | Absender: | | Blumenbach, Johann Friedrich | | Empfänger: | | „Vetter“ (nicht identifiziert; Buddeus, August Heinrich Franz?) | | Überlief.: | | 2019 angeboten vom Antiquariat KOTTE Autographs GmbH, Klösterle 2, D-87672 Rosshaupten (s. „Anm.“); Beschreibungstext des Anbieters: „Albumblatt mit Widmung und U[nterschrift]. Göttingen. 1 S. Qu.-12mo (113 x 74 mm). Auf größeren grünen Papierträger montiert.“ Digitalisat und Transkription. Erneut angeboten 2025 von Autographenhandlung J. A. Stargardt, Auktion 8. April 2025, Katalog 713, S. 164 Nr. 302 (Auszug des Katalogabschnitts „Wissenschaft“; Foto auf der Internetseite des Anbieters). | | Drucke: | | | | Edition: | | Dougherty, Corresp. IV, nicht enthalten. | | Werke: | | | | Objekte: | | | | Anm.: | | Alle Angaben zu dem Brief beruhen auf einem im Juni 2019 online verfügbaren englischsprachigen Verkaufsangebot mit Abbildung des Antiquariats KOTTE Autographs GmbH, Klösterle 2, D-87672 Rosshaupten (https://www.kotte-autographs.com/de/autograph/blumenbach-johann-friedrich/#940663). Da das Angebot nach einem Verkauf voraussichtlich nicht mehr online verfügbar ist, wird es hier komplett wiedergegeben: „Blumenbach, Johann Friedrich[,] deutscher Naturforscher und Anthropologe (1752-1840). Eigenh. Albumblatt mit Widmung und U. Göttingen. 1 S. Qu.-12mo (113 x 74 mm). Auf größeren grünen Papierträger montiert. 450 € (940663/BN940663) Vierzeiler einen namentlich nicht genannten Vetter gewidmet: "Holde Vergeßenheit und du des Guten Erinnerung, Liebliche Schwestern, o macht beide das Leben mir süß. Du verdunkle das Böse mit deinem umhüllenden Schleyer, Du erneue das Glück mir mit verdoppelter Lust. Herder (nach dem Griechischen) Zum Freundschaftlichen Andenken an Ihren Sie aufrichtigst verehrenden und hochschätzenden Vetter […]" - Blumenbach betätigte sich vor allem auf dem Gebiet der Vergleichenden Anatomie. Blumenbach wurde 11.IV.1793 in die Royal Society aufgenommen. Sein "Handbuch der vergleichenden Anatomie und Physiologie" (Göttingen 1804, 3. Auflage 1824) wurde in fast alle Sprachen Europas übersetzt.“ Zur Identifikation des Empfängers: Blumenbachs Vater Johann Heinrich (1709–1789) scheint keine Geschwister gehabt zu haben. Als Vettern Blumenbach im eigentlichen Wortsinn kämen demnach die Söhne der Geschwister seiner Mutter Charlotte Eleonore Hedwig Blumenbach (1727–1794), geb. Buddeus, in Frage. Sie hatte (mindestens) vier Geschwister bzw. Halbgeschwister: Wilhelm Friedrich Franz Buddeus, Ernst Christian Rudolph Buddeus (1746–1814; Halbbruder), Georg Karl Immanuel Buddeus (1739–1814) und Emilia Sophia Wilhelmina Buddeus, vgl. genealog. Angaben des Kalliope-Verbundes zu Karl Franz Buddeus (1695–1753), dem Vater von Charlotte Eleonore Hedwig (die selbst aber dort nicht genannt wird). Wilhelm Friedrich Franz Buddeus hatte offenbar (mindestens) einen Sohn, August Heinrich Franz Buddeus (1754–1794, vgl. Hennicke, Karl August: Beiträge zur Ergänzung und Berichtigung des Jöcher’schen Allgemeinen Gelehrten Lexikon’s […]. 1. Stück. Leipzig: Vogel, 1811, S. 81), der ab 1772 in Jena und ab 1775 in Göttingen Medizin studierte, in Göttingen angeblich auch bei Blumenbach, vgl. Weiz, Friedrich August: Neue Auszüge aus Dissertationen für Wundärzte. Siebender Band. Leipzig: Böhme, 1777, S. 57–58; und Dougherty, Corresp. I, S. 88–92 Nr. 46, hier S. 91 Anm. 3. August Heinrich Franz Buddeus wird gelegentlich in Blumenbachs Briefwechsel erwähnt (Brief Nr. 46 (1776), Nr. 50 (1776), Nr. 496 (1788; mit Erwähnung einer von ihm erhaltenen Nachricht über einen an Albismus leidenden Jungen in Gotha)). Ernst Christian Rudolph Buddeus hatte ebenfalls (mindestens) einen Sohn, den Juristen und Staatswissenschafler Johann Karl Immanuel Buddeus (1780–1844).
Der Begriff „Vetter“ muss sich aber in Blumenbachs Zeit nicht auf eine Person mit exakt diesem Verwandtschaftsgrad beziehen, sondern kann – wie andere Verwandtschaftsbezeichnungen – auch als ehrende oder vertraute Anrede verwendet werden, vgl. die von Blumenbach in Briefen an Christian Gottlob Heyne verwendete Anrede „Herr Bruder“, nachdem dieser durch Blumenbachs Heirat mit der Schwester von Heynes Ehefrau sein Schwager geworden war (Dougherty, Corresp. I, S. 187 Nr. 113 und S. 215 Nr. 137). 1796 bezeichnet Blumenbach in einem Brief an Johann Reinhold Forster einen Schwiegersohn Heynes, Arnold Hermann Ludwig Heeren (1760–1842), als „unser neuer Herr Vetter“ (Dougherty, Corresp. V, S. 66–69 Nr. 1014, hier S. 67). Als seine Vettern bezeichnete Blumenbach offenbar auch seine drei Neffen, die Söhne seiner mit Johann Heinrich Voigt (1751–1823) verheirateten Schwester Charlotte Sophie Henriette (gest. 1802): Friedrich Siegmund (1781–1850), Wilhelm Friedrich (Lebensdaten unbekannt) und Ernst Heinrich Voigt (1790–?). 1801 erwähnte er in einem Brief an Johann Georg Lenz seinen „Vetter Wilhelm“ (wohl Wilhelm Friedrich Voigt; Dougherty, Corresp. VI, S. 100–101 Nr. 1431); und 1802 wird in einem Brief an Johann Wolfgang von Goethe mit dieser Bezeichnung wiederum auf einen seiner drei Jenaer Neffen verwiesen. Alle drei waren – wie wohl auch der oben erwähnte Johann Karl Immanuel Buddeus – aber wohl 1793 zu jung, als dass sich der damals 41 Jahre alte Blumenbach als ihren „aufrichtigst verehrenden und hochschätzenden Vetter“ bezeichnet hätte. Unter den genannten Personen kommt nach gegenwärtigem Kenntnisstand am ehesten August Heinrich Franz Buddeus als Empfänger des Albumblattes in Frage. Johann Gottfried Herders Epigramm „Vergesenheit und Erinnerung“ wird hier zitiert in der Fassung von 1785 (Herder, Johann Gottfried: Zerstreute Blätter. Gotha: Ettinger, 1785, S. 26; Digitalisat), nicht in der, in der ersten Zeile leicht abweichenden, Fassung von 1791 (Herder, Johann Gottfried: Zerstreute Blätter. 2. Aufl. Gotha: Ettinger, 1791, S. 26; Digitalisat). | | | Navigationsfelder: 1793 ❘ 1770–1839 |
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